Engel mit gebrochenen Flügeln
Part IV: Arbeit
Muss man glücklich sein, wenn man Arbeit hat ?
Ich bin es schon lange nicht mehr.
Ich war 17 als ich mich entschied eine Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten zu machen.
Mir machte der Beruf Spaß. Ich hab gerne Menschen um mich rum, ich helfe gerne, ich bin gerne für andere da.
Der Anfang war sehr schwer. Zu einem der Umstieg vom Schulleben aufs Arbeitsleben, zum anderen machten mir manche Leute, das Leben nicht gerade erträglich.
Ich weiß bis heute nicht, was ich ihr getan habe. Oder was sie für ein Problem mit mir hat.
Sie ist einfach so. Wenn sie es alleine wäre, würde es mir alles einfacher fallen, doch sie hat wichtige Leute hinter sich.
Es waren Kleinigkeiten, die manchen nicht auffallen oder die sie als unwichtig einstufen, doch sie machten es mir schwer.
Schon damals fing die Angst an. Ich konnte nicht schlafen, hatte Albträume. Ich wollte nicht mehr dorthin.
Irgendwann beruhigte sich alles.
Ich begann wieder Spaß am arbeiten zu haben. Wurde immer besser und ging mit viel Elan zur Arbeit.
Ich war wie ausgewechselt.
Doch die Zeit klang irgendwann wieder ab.
Ich verlor meinen Spaß und meine Lust.
Trotzdem ging ich weiter jeden Tag zur Arbeit.
Sie fing wieder an. Mit Kleinigkeiten, mit größeren Sachen.
Ich ignorierte es. Ich beachte die Meckereien nicht.
Es war allgemein eine miese Stimmung. Dort wurde gemeckert, da war was falsch, da wurde was vergessen, überall.
Es wurde unerträglich.
Sie sehen nicht das was man macht, auch wenn es sehr gut war. Nein, sie sehen immer nur das was vergessen wurde. Und wenn es nur ein Handtuch war, was nicht ausgetauscht wurde.
Wir alle stellten uns täglich auf Ärger ein.
Statt einmal, ging man abends 5mal durch die Praxis, um ja nichts zu vergessen.
Doch, sie fanden was.
Wir alle bemühten uns sehr, doch gedankt wurde es uns nicht.
Ich war die erste, die das nicht mehr aushalten konnte. Irgendwann konnte ich es nicht mehr ignorieren.
Jedes Mal wenn sie ein „Scherz“ macht, verletzte es mich. Und manchmal sind diese Scherz nicht witzig, sondern wirklich verletzend. Sie merkt es bloß nicht.
Dann kriegt man noch Ärger, warum man darüber nicht lacht, es war doch nur ein Spaß.
Ich finde das sehr witzig, seht ihr wie ich mich vor lachen auf den Boden schmeiße?
Sie hat eine Art, die schwer zu beschreiben ist.
Ich hab ihr mal sehr vertraut. Ich versuche es mal zu erklären.
Zuerst ist sie nett zu dir, hört dir zu, versucht dir bei deinen Problemen zu helfen.
Du erzählst natürlich dann auch mehr, weil du denkst sie will dir wirklich helfen.
Kaum ist das Gespräch beendet, du fühlst dich besser, verlässt sie den Raum und erzählt es anderen. Sie macht einen schlecht, wie man so dumm sein kann, so zu handeln etc.
Du bekommst von alledem noch nichts mehr. Weil sie es nie vor deinen Augen, geschweige den in deiner Nähe macht.
Irgendwann nach Tagen, Wochen, Monaten erfährst du es dann von deinen Kollegen.
Egal was man ihr erzählt, sie wird es nicht für sich behalten, sie muss es breittreten und darüber lästern.
Das habe ich irgendwann auch gemerkt. Man glaubt es auch erst nicht, weil sie eine Art an sich hat, die einem wirklich vertrauen rüber bringt.
Doch sie spielt alles. Sie spielt den Kollegen, sowie den Patienten etwas vor.
Es ist wie ein Theaterstück oder ein Film.
Sie ist in der Hauptrolle, und sie spielt ihre Rolle wirklich gut.
Niemand würde auf etwas anderes kommen, wenn man es selbst nicht rausgefunden hat.
Ich hab wirklich lange gebraucht das zu merken.
Ich hab mir immer eingeredet, sie ist nicht so. Sie hat dir doch geholfen, warum sollte sie das tun?
Aber es ist so.
Ich erzähle ihr kaum, bzw. gar nichts mehr von mir, oder meinen Problemen.
Auch ich habe irgendwann angefangen Theater zu spielen. Es ist einfach, den Menschen um einen rum ein glückliches Mädchen vorzuspielen.
Wenn ich morgens aufwache, setze ich eine Maske auf. Eine Maske, die mir hilft, auf der Arbeit mit den Menschen und Problemen klarzukommen.
Nicht traurig aussehen, immer lächeln. Egal was passiert ist.
Irgendwann kann man das.
Mittlerweile hilft mir meine Maske nicht mehr. Ich kann das geredet nicht mehr ausschalten, ich kann es nicht ignorieren.
Ich wache wieder mit Angst auf. Angst zur Arbeit zu gehen.
Irgendwann eskalierte es.
Ich konnte dem allen nicht mehr standhalten. Ich zerbrech daran.
Es ist eins der Probleme, mit denen ich nicht klar komme.
Auch wenn sie oder meine Chefin sagen, die Arbeit ist kein Problem.
Ist sie es trotzdem.